Mörfelden-Walldorf 19. April 2024


Richtig erinnern

In verschiedenen Medien wurde der Jahrestag "abgearbeitet" und auf "Schüsse, Chaoten und Bürgerkrieg" reduziert.
Das scheint dem Zeitgeist zu entsprechen.
Eigene Werbung braucht der Flughafen nicht mehr. Der Hessische Rundfunk macht mit unterhaltsamen Filmen Dauerwerbung.
Da stören kritische Berichte, Erinnerungen und eine korrekt beschriebene Geschichte.
Wer reich ist, ist einflussreich, kann sich alles kaufen - auch Meinungen.

Große, breite Bündnisse bleiben wichtig, wenn es um Klimawandel, Umweltschutz und Friedenskampf geht.

Die Auseinandersetzungen um den Flughafenausbau reichen weit zurück.
Wir erinnern uns an Kurt Oeser, der dann auch zum 1. Umweltbeauftragten der Evangelischen Kirche (EKD) gewählt wurde und in dessen Verlauf auch die IGF (Interessensgemeinschaft gegen den Fluglärm) und auch die Bundevereinigung (BVU) gegründet wurden.

Wir erinnern uns an viele Menschen, an Pfarrer, Studenten, Opelarbeiter und alte und junge Frauen und Männer.
Wir erinnern uns an die unermüdliche Arbeit von Käte und Walter Raiß. Vorbilder!
Wir erinnern uns, dass sich alle im Stadtparlament vertretenen Parteien in Mörfelden-Walldorf (SPD, CDU, FDP und DKP) zu einer Parteien-Aktions-Gemeinschaft zusammenschlossen.Es kam zu einem Hungerstreik, der über Mörfelden-Walldorf hinaus bundesweit Aufsehen erregte.

Die neuen Widerstandsformen (Hüttendorf) wurden von der Bevölkerung zunächst kritisch, dann solidarisch begleitet.
Mit den evangelischen Kirchengemeinden im Rücken organisierten sich große Teile der Frauen in der Küchenbrigade, die ebenfalls bundesweit bekannt wurde!
Referenten der Bürgerinitiative zogen durchs Land, um Solidarität zu organisieren. ("Ich habe unser Anliegen an vielen Universitäten vorgestellt", RH).
Es gab ein Volksbegehren mit über 220.000 Unterschriften gegen die Startbahn 18 West.
Es gab große Demonstrationen, überfüllte Säle, Kunst und Kulur.
Bei Großveranstaltungen gab es BI-Fahnen am Ausgang - die waren oft voller Geldscheine.

Wir wurden geschlagen, geprügelt und verleumdet. Es kamen Polizisten aus der ganzen BRD.
Ja - es wurde immer schlimmer. Es kamen "Zivis" und Verfassungsschützer. Man benutzte schon damals "Faks". (Montagsmeldungen in fast allen Zeitungen: "Demonstranten hatten Tellerminen und Blendgranaten").

Alles ist wichtig, wenn wir uns erinnern. Denn demokratische Massenbewegungen werden wichtiger, wenn es um Sozialabbau, Militarisierung, Klimawandel geht.
Wer die Menschen erreichen will, muss sie ansprechen.

Noch gibt es Möglichkeiten, noch kann man Leserbriefe schreiben - noch kann man sich organisieren.

Jossy Oswald, Rudi Hechler

Bilder: BI

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